Ein Wunder – Neuenbeken wird Wallfahrtsort

Theatergruppe präsentierte turbulentes Lustspiel in der Klosteraula

„Bettelmönch“ Tommy segnet das Versöhnungsessen von Bürgermeister Hans (l.) und Pfarrer Josef (r.). Es gibt Pfarrers Leibgericht: panierter Hase. Rechts oben: Heidrun betört Hans. Unten: Gerda will zum Papst

Und hinterher kriegen sie sich doch! Das passt auf viele Komödien und Lustspiele, in denen Liebespaare gegen den Willen einiger Widersacher kämpfen müssen. Mit einigen „Wundern“ und viel „Zoff und Zunder“ klappte das auch am letzten Wochenende auf der Bühne der Aula im Missionshaus Neuenbeken. Die Theatergruppe gab mit dem Stück bereits das vierte Lustspiel aus der Feder von Bernd Gombold zum Besten. Drei Mal spielten die Neuenbekener Schauspielerinnen und Schauspieler den Dreiakter vor ausverkauftem Haus.

Von guter Nachbarschaft können diese beiden kein Lied singen. Bürgermeister Hans Dampf lebt im Dauerclinch mit seinem Nachbarn, dem Dorfpfarrer Josef Keusch. Gerald Rüngeler „verkörperte“ den streitsüchtigen Bürgermeister, der sich permanent über die Katze vom Pfarrer ärgert. Den spielte Stefan Schäfers ebenso zänkisch, weil er ständig mit den Hinterlassenschaften des Bürgermeisterhundes zu kämpfen hatte. Und einen Zuschuss für die dringend notwendige Kapellensanierung will ihm der politische Nachbar nicht bewilligen.

Zum Leidwesen des Bürgermeisters ist Tina, seine Tochter (Steffi Driller), mit Tommy (Hendrik Düsing), dem Sohn des verhassten Nachbar-Bürgermeisters zusammen. Zum Glück verweigert der Pfarrer die Trauung, da Tommy geschieden ist. Doch der listige junge Mann heckt einen wundervollen Plan aus, um seine Geliebte heiraten zu dürfen. Eingeweiht ist nur Tina, als sich Tommy in der Kutte eines italienischen Bettelmönchs einschleicht und kurzerhand ins Pfarrhaus einzieht. Dort bringt er die angestaubte Welt des Dorfpfarrers gehörig durcheinander. Nur Maria, die Pfarrhaushälterin, resolut gespielt von Karin Volkhausen, ertappt Tommy und Tina in flagranti und wird eingeweiht.

Die reiche und extravagante Heidrun von Zickenbach, köstlich: Andrea Klette, hat es dem Bürgermeister angetan und will die Kapelle abreißen lassen, um an ihrer Stelle eine Villa zu bauen, in die sie mit ihrem „Vulkan“ Bürgermeister „Hänschen“ einziehen will.

Das ist Teil von Tommy’s Plan. Er fingiert ein Telefonat mit seinem „italienischem Vater“, einem „berühmten Kunsthistoriker“. Hendrik Düsing läuft unter seiner Kutte zur Höchstform auf: „Si, si, Papa, quattro stagioni margherita. Oohh, un Fresco de Michelangelo, oohh, cinque millione Euro…“

Der Bürgermeister und der Pfarrer belauschen das Gespräch und glauben, das unter der Putzschicht in der Kapelle zum Vorschein gekommene Wandgemälde sei ein Fresko vom weltberühmten Michelangelo – Wert: Fünf Millionen Euro. Den Putz hatte Gemeindearbeiter Franz, wie immer schlitzohrig und hungrig: Hubert Hinrichs, tags zuvor in der Kapelle abgeschlagen und darunter tatsächlich eine Wandmalerei frei gelegt.

Herrlich schrullig taucht allenthalben Irene Schwade als geizige Witwe Gerda in der Szenerie auf. Sie ist begeistert vom Mönch aus Palermo, den sie nach einigen Gottesdiensten zu Höherem berufen sieht, möglicherweise sogar zum Papst. Hat er doch schon für einige Wunder gesorgt – unter anderem, die Auferstehung der verstorbenen Katze des Pfarrers.

Als dann auch noch der Madonnenstatue Tränen über die Wangen laufen, sehen Pfarrer und Bürgermeister die Kapelle schon als künftigen Wallfahrtsort. Sie versöhnen sich und schmieden große Pläne für sich selbst und für das Dorf, das jetzt einen Autobahnanschluss, Hotels und ein „Glasfasernetz“ braucht. Der Presse, die mit Fotografen und Kamerateams an der Kapelle auftaucht, wollen sie ihre Pläne präsentieren.

Doch der Traum platzt, als Tommy seine Mönchskutte ablegt und die Wahrheit ans Tageslicht bringt. Die Tränen der Madonna stammten aus dem defekten Gartenschlauch, mit dem Franz den Staub beim Putzabschlagen eindämmen wollte. Das Fresco war auch nicht von Michelangelo und die Pressevertreter waren seine Studentenkollegen, die allerdings das ganze Drama tatsächlich per Kamera aufgezeichnet hatten. So hatte Tommy jetzt seinen zukünftigen Schwiegervater in der Hand und auch den Pastor überzeugt, die Hochzeit mit Tina zu zelebrieren.

Das Stück lebte von witzigen Details und den frisch dargestellten Figuren. Öfters musste der Zaun zwischen den Gärten von Bürgermeister und Pfarrer höher gemacht werden. Dabei schraubte Franz schon mal die Krawatte seines Dienstherrn mit fest, bevor er zeitig Feierabend machte.

Haushälterin Maria tischte bei nachbarlichen Versöhnungsessen an zusammengerückten Tischen immer zufällig das auf, was gerade aus dem Stall des Bürgermeisters ausgebüxt ist: panierter Hase oder frisches Hühnerfrikassee.

Regisseurin Magdalene Schäfers zeigte sich sichtlich zufrieden mit ihrer Inszenierung als sich der Vorhang am Sonntag zum letzten Mal schloss. Sie lobte das gute Spielniveau der acht Akteure. Noch in der letzten Woche musste nach einem Unfall von Angelika Lütkemeyer die Rolle der Heidrun von Zickenbach neu besetzt werden. Das hat Andrea Klette mit Bravour und in nur drei Proben geleistet.

Auch der 1. Vorsitzende der Theatergruppe, Michael Biermann, zeigte sich nach den Aufführungen äußerst zufrieden. “Das war großes Kino – nur schöner! Die Akteure haben alle richtig abgeliefert. Das Publikum hat sich dafür in allen Vorstellungen laut und deutlich mit schallendem Lachen und kräftigem Applaus bedankt. Ein tolles Wochenende!”

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