Mordsspaß beim Neuenbekener Theater

Quirlige Krimi-Komödie sorgt für ausverkaufte Vorstellungen

Diese mörderischen Attacke überlebt HaJo nur knapp. v.l. Hubert Hinrichs, Gerald Rüngeler, Karin Volkhausen, Steffi Driller, Stefan Schäfers, Angelika Lütkemeyer und Andrea Klette.

Foto: Holger Röhren

Mit dem Stück „Halbpension mit Leiche“ des Autorenkollektivs „Die Acht“ hat die Theatergruppe Neuenbeken am vergangenen Wochenende das Publikum begeistert. Die Pointen, das schauspielerische Talent und das komödiantische Timing saßen. Wie auf den Leib geschrieben wirkten die Rollen der acht Schauspielerinnen und Schauspieler. Drei ausverkaufte Vorstellungen bot die Truppe um ihre Leiterin  Ramona Scherer in der Aula des Missionshauses Neuenbeken.

In einem Stuhlkreis vor dem geschlossenen Vorhang stellen sich die schrägen Charaktere einer “Selbsthilfegruppe für Mörder” dem Publikum und ihrer Therapeutin Frau Dr. Hufenreuther (Andrea Klette) vor. Das häkelnde Tantchen (Angelika Lütkemeier), der putzwütige Ingolf (Hubert Hinrichs), die Ex-Bardame Pretty (Karin Volkhausen), die esoterische Jayashree (Steffi Driller) und der ungehobelte Horst (Stefan Schäfers) bekunden, wie lange sie niemanden mehr gekillt haben und unter welchen Umständen ihr „letztes Opfer“ das Zeitliche segnete. Sie bekennen sich zu einem gemeinsamen Ziel: ein Leben ohne Mordgelüste. Sie haben eine Pension übernommen und wollen diese umgehend in ein Fünf-Sterne-Haus verwandeln.

Als sich der Vorhang teilt, präsentiert sich ein professioneller Bühnenbau mit vielen liebevollen Details gespickt: Die Pension namens „Fünf im Glück“.

Die aufgetakelte Pretty flirtet gerne auf der Bühne. Sie managt die Pension, reagiert jedoch mitunter ziemlich allergisch auf Betrunkene. Tantchen ist die gute Seele der ungleichen Gruppe. Wenn in ihrer Nähe jemand traurig ist, kann ihr leckerer Bohnenkaffee schon mal wie Gift wirken. Wegen seiner Vorliebe für große Messer hat Horst die Funktion des Küchenchefs übernommen und präsentiert seine scharfen Werkzeuge bei jeder Gelegenheit. Gefährlich wird’s, wenn er rot sieht. Für stets positive Schwingungen sorgt die tierliebe „Jaya“, die als Wellness-Beauftragte auch schon mal Silberfischchen spazieren trägt. Wer vor ihren Augen eine Spinne oder Fliege erschlägt, setzt sein eigenes Leben aufs Spiel.

„Da darf man nur tupfen, nicht reiben“, ist eine reinliche Weisheit aus dem Repertoire von Hygienemanager Ingolf, bei deren Vorführung das Publikum vor Lachen fast umkommt. Was den Putzwütigen allerdings kalt lässt, denn nur Dreck und Bakterien lassen ihn vor Wut schäumen und mörderische Pläne schmieden.

Zur Überraschung der fünf Pensionsbetreiber checken als erste Gäste Therapeutin Dr. Hufenreuther mit ihrem ergeben Ehemann HaJo (Gerald Rüngeler) ein. Entgegen des Therapieziels verfolgt die Psychologin allerdings einen teuflischen Plan. Nur das Publikum erfährt bei ihren heimlichen Telefonaten von ihrem Geliebten und ihrem Vorhaben, HaJo von den Ex-Mördern aus dem Weg räumen lassen, um dessen Erbe mit in die neue Zweisamkeit einzubringen. Sie weiß ja, welche „Knöpfchen“ sie bei ihren Patienten drücken muss und lässt keinen Versuch aus, die Mordgelüste des Quintetts zu wecken. Derweil zickt ihr Herz ein wenig und sie schluckt eifrig ihre Tabletten.

Es entwickeln sich turbulente Szenen in denen sich der tollpatschige HaJo als rabiater “Maulwurfskiller” outet und permanent in akuter Lebensgefahr schwebt. 

Dass Frau Doktor am Ende selber diejenige ist, die das Zeitliche segnen muss, überrascht sowohl ihre Patienten wie auch das Publikum. Die aberwitzigen Transporte der Leiche mit einer Sackkarre lassen das Publikum atemlos infolge massiver Lachsalven zurück. Die Verblichene muss an immer neuen Orten vor der plötzlich auftauchenden, äußerst peniblen Prüferin des Gaststättenverbandes (Sabine Pannenberg) versteckt werden. Schließlich wird die schockgefrostete Leiche als Stehlampe getarnt – großartig gespielt von Andrea Klette.

Als die Prüferin den wirklich emsigen Pensionsbetreibern die Sterne verweigert, rastet Pretty völlig aus. In einem von Szenenapplaus unterbrochenen Monolog nimmt sie sich die Prüferin so richtig „zur Brust“. Die herzlose Pensionstesterin löst das Problem dann allerdings anders als gedacht! Sie “tötet” Dr. Hufenreuther durch einen Stromschlag in der Stehlampe – das glaubt allerdings nur sie, denn die gewagte Tarnung der Leiche stand perfekt.

Um ihre Tat zu vertuschen, verleiht sie kurzerhand die herbeigesehnten fünf Sterne an die jubelnden Fünf und verschwindet.

Erst im erneuten Stuhlkreis vor dem bereits gefallenen Vorhang offenbart sich der wirkliche Mörder. Aber das bleibt unter uns!

Geschrieben wurde die rasante Komödie in nur acht Tagen von der Autorengruppe „Die Acht“, bestehend aus vier Autorinnen und vier Autoren.

Sowohl das engagierte Schauspiel aller Darsteller als auch die Regiearbeit und die Kulisse versprachen von Anfang an ein lustiges und abwechslungsreiches Bühnenspektakel. So dankten es die Zuschauerinnen und Zuschauer nach jeder Vorstellung mit lang anhaltendem Applaus.

Besonderen Dank sprach Ramona Scherer den vielen Helfern aus dem Dorf und dem Missionshaus für die großartige Unterstützung der Theatergruppe Neuenbeken aus. Applaus!