Paderborn-Neuenbeken Wilde Italienerinnen und „Feng Shui“ retten Neuenbeker Ehe

Harald verbreitet positive Energie. v.l. Hubert Hinrichs, Hendrik Düsing, Andrea Klette, Irene Schwade, Steffi Driller, Karin Volkhausen, Gerald Rüngeler und Stefan Schäfers. (Foto: Holger Röhren)

Vor ausverkauftem Haus spielte die Theatergruppe Neuenbeken am letzten Wochenende den Dreiakter „Petri Heil und Waidmanns Dank“. In drei Vorstellungen boten die Laiendarsteller turbulente Unterhaltung, die den Lachmuskeln des Publikums einiges abverlangten. Auf der Bühne versprühten die acht Schauspielerinnen und Schauspieler schlagfertigen Wortwitz gespickt mit deftigen Sprüchen aus der Feder von Bernd Gombold, dessen Komödien schon in den letzten Jahren die künstlerische Basis zum Erfolg der Theatergruppe bildeten.

So schickte Gombold in diesem Jahr Karin Volkhausen als Gerda auf die Bühne, die von ihrer Familie bis über beide Ohren mit Hausarbeit überflutet wird. Zu ihrem Hochzeitstag – gleichzeitig auch Muttertag – hofft sie auf ein bisschen Anerkennung, Blumen und vielleicht auch ein kleines Geschenk. Aber weit gefehlt – der erste Akt wird zum Drama. Gerald Rüngeler geht als Ehemann Rudi wie üblich angeln und lädt Freunde zum Essen ein, das Gerda kochen soll. Anstatt eines Hochzeitstags-Kompliments muss Gerda sich auch noch anhören, wie faul sie doch als Hausfrau sei. Dabei muss die Unglückliche zusätzlich zum Kochen, Putzen und Waschen in Heimarbeit Geld für das Studium ihrer Kinder Tina (Steffi Driller) und Simon (Hendrik Düsing) zusammenkratzen. Tina hat mittlerweile das Studium geschmissen und lebt mit dem Esoterikladenbetreiber Harald (Hubert Hinrichs) sowie dessen Gespielinnen in einer WG. Sohnemann Simon lässt sich gerne bedienen und bringt als Fußballer auch noch die Trikots der ganzen Mannschaft zum Waschen mit.

Und als ob das nicht reicht, haust auch noch Stefan Schäfers als Rudis Bruder Hermann im Haus und „frisst“ sich durch, meistens in langen Unterhosen. Gerdas einziger Trost ist Freundin Susi, forsch Andrea Klette, die Rudi Paroli bietet und dafür von ihm als „zickige Emanze“ aus dem Haus geworfen wird. Die Theatergruppe spitzt die Situation um Gerda derart dramatisch zu, dass der Hausfrau der Kragen platzt. Gerda packt ihre Sachen und bricht angeblich zu einer Wellnesswoche auf.

Im zweiten Akt versinkt die Bühne in Chaos – Pizzakartons und Flaschen, meistens Spirituosen, zieren das Wohnzimmer. Bei einem Ausflug in die Bar eines Bad Lippspringer Etablissements reißen Rudi und Hermann zwei heiße „Italienerinnen“ auf. Für ein wenig „Amore“, aber auch zum Hausputz laden sie die Damen zum Date nach Hause ein.

Doch statt der rassigen Signoras rückt erst einmal Schwiegermutter Rosalinde – köstlich: Irene Schwade – an. Dann stehen endlich die heißen Südländerinnen vor der Tür. Trotz Akzent, den die zwei Schauspielerinnen herrlich übertreiben, trotz  Sonnenbrille und schwarzen Perücken erkennt man schnell die Ähnlichkeit mit Gerda und Susi. Nur Rudi und Hermann sind diesbezüglich blind und lassen sich auf ein Schäferstündchen ein.

Zwischenzeitlich hat Harald wegen Zoff in seiner WG und sucht eine neue Bleibe. Die findet er dank Schwiegermutter in Rudis und Gerdas Wohnung. Das Wohnzimmer gestaltet der Hippie mit Hilfe von Tina und etwas „Feng Shui“ gewaltig um. So verbreitet sich die „positive Energie“ und der Rauch von „Gras“, an dem auch Rosalinde gefallen findet. Als Rudi und Hermann dann noch den Rachegelüsten der Mafia – die „Italienerinnen“ hatten ihre „Ehemänner“ als gefährliche Mafiosi ausgegeben – entkommen, nimmt das Drama ein gutes Ende. Die schwarzhaarigen Damen lassen ihre Tarnung fallen und Rudi fällt vor Gerda auf die Knie. Er trägt sie fortan auf Händen…

Mit viel Szenenapplaus und wahrlich anstrengenden Lachsalven begleitete das begeisterte Publikum die unter der Regie von Angelika Lütkemeyer einstudierte Komödie. Die Theatergruppe Neuenbeken überzeugte erneut mit witziger Originalität und Kreativität. So kam auch das Bühnenbild mit der bunten Wandlung im dritten Akt ausgezeichnet an. Ramona Scherer dankte als Leiterin der Theatergruppe den vielen Helfern im Hintergrund und ganz besonders dem Missionshaus für die Unterstützung. Nach dem aufregenden Wochenende geht die Theatergruppe in die Sommerpause, um ab Herbst die Aufführungen für das kommende Jahr vorzubereiten.